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Gomdori@Seoul

...jetzt mit noch mehr Erdbeermilch



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Donnerstag, 13. April 2006

Tokebi

Von jancorea, 08:38

Bevor ich mich gleich mit Patrick an der Kathedrale treffe (natuerlich nur zum Beten ^^) noch kurz der Bericht von gestern Abend, wo ich wieder mal allein (독일 독...)  einen schoenen Abend verbrachte, was wieder kein Koreaner verstehen kann ^^

Im Uebrigen moechte ich mal mein Missfallen zum Ausdruck bringen, dass der Shuffle meines MP3-Players immer das gleiche Schlagerliedchen hervorbringt....
Des weiteren ist mir eingefallen, dass ich vergessen habe ueber suesse Babyschweinchen in Suwon zu berichten, die dort im Volkskundedorf froehlich vor sich hinleben. Und des noch weiteren habe ich noch vergessen mich ueber meine Vourteile auszulassen.

Ich mein, selbst ich habe, teils durch gewisse Damen, die sich Professoren nennen, teils durch eigenes Lesen ziemliche Negativbilder von Korea, z.B. in Bezug auf gewisse Dinge wie Selbstmord. Als ich also meinen unfreiwilligen Ausflug am Han gemacht habe, stand da ein Mann am Ufer und starrte vollkommen regungslos aufs Wasser. Was war also mein erster Gedanke? Selbstmoerder! Ich langsam vorbeigelaufen und dann sah ich die Angelruten......Oh man, es ist nicht rauszubekommen dieses westliche Vorurteilsdenken. Aber ist ja auch kein Wunder, ich als Neoliberaler.

So, nun aber zu gestern. Ihr bekommt jetzt einen exklusiven Tipp praesentiert, wie man bei Tokebi Storm Bonbons abstaubt, aber eigentlich keinen Bonbonplatz hat. "Hae?" werdet ihr jetzt denken, also erzaehl ich es euch mal von vorne:

Gestern war wieder so ein Abend, wo man noch Kraft uebrig hatte mal aus dem Haus rauszugehen, aber keine Freunde um sich herum (haben Zwischenpruefungen diese Woche -_-)....und da ich die letzten Tage recht sparsam war, beschloss ich mich spontan zu belohnen und mal wieder auf amerikanischer Botschafter zu tun (zieh dir Nadelstreifen an, guck ein wenig weltmaennisch und die Leute hier sind noch 3 Stufen respektvoller ^^)
Jedenfalls haute ich dann vollkommen auf den Putz, weil die Verbindung zum Theater mit U-Bahn recht umstaendlich ist (Umsteigen und dann doch noch nen  Kilometer laufen bzw. 2 mal umsteigen etc.), nahm ich also ein Taxi und der Fahrer verstummte, zum ersten Mal in Seoul, dass ein Taxifahrer mich nicht wild ausfragte ob meiner 3 Worte Koreanisch ^^

Am Theater dann schob ich mich an die Kasse und wollte ein Ticket fuer die billigere Kategorie, also hinten bzw. oben. Da die Dame aber ein wenig ueberfordert war und das Buchungssystem nicht reagierte, hatte ich eine Weile zu warten. Zwischendurch bediente sie die Leute, die reserviert hatten, weil das System funktionierte und immer wieder haute sie zwischendurch ein verzweifeltes "Entschuldigen Sie" raus. Jedenfalls war sie dann nach geschlagenen unglaublichen und nachgezaehlten 12 Minuten endlich ins manuelle System vorgedrungen und hatte mir eine Karte ausgedruckt und unter erneuter Entschuldigung einen schoenen Abend gewuenscht. Und dann sah ich es. Als Entschuldigung fuer die Unpaesslichkeit hatte sie mir zum Preis der billigsten Karte den wohl besten Platz im ganzen Theater gegeben: 2. Reihe, Mitte. Und da sass er nun, der amerikanische Botschafter und genoss die Show.

Und jetzt kommen wir zu den Bonbons. Ein Effekt in der Show ist naemlich, dass die sich zunaechst mit Wasser aus Kimchikruegen bespritzen und dann die Kruege nehmen und sie ins Publikum drehen und schwingen...und dann ausschuetten...und raus kommen superleckere Bonbons, aber eben nur fuer die ersten 5-10 Reihen...hehe....

Zur Show selbst.....viele Parallelen zu Nanta (falls ihr das kennt :D) aber doch sehr eigen und auf seine eigene Art lustig. Es geht darum, dass 4 Tokebis langweilig ist und sie sich 4 Musiker suchen, um mit ihnen einen Wettkampf zu machen.

Was ist nun ein Tokebi? Wie wir wissen hat jedes Land so seine eigene Geschichte um Geister oder auch Vampire. Jedenfalls sind Tokebi genau solche Viecher. Eigentlich freundliche Geister mit schrecklichen Gesichtern, derbem Humor, langen Zaehnen und sie muessen bei Sonnenaufgang die Menschen verlassen. Sie lachen, tanzen, musizieren und fressen und saufen gern. Ich fuer mich habe es beim Nachdenken daher als "Koreaner ohne moralische Erziehung" definiert. Tokebi sind sozusagen Koreaner wie sie waeren, wenn sie vollkommen frei ihren Charakter entfalten koennten ^^ Jedenfalls bestrafen die Tokebis boese Menschen, sie suchen dich aber auch heim, wenn du eigentlich nix Boeses getan hast, wenn ihnen langweilig ist ^^ Kurum, Tokebis sind cooooool :D

Jedenfalls ist die Show wieder mal ein geniales Exempel dafuer, dass Korea die eigene traditionelle Kultur auch modernisieren kann und daraus nicht ein Verlust von Kultur, sondern ein Gewinn entsteht. So ist das, Frau Cho. Ich erzaehl jetzt mal nicht, was so alles vorkommt und wie das alles laeuft, aber jedenfalls wird auch hier das Publikum eingebunden und die schauspielerische Leistung ist einfach genial. Irgendwie typisch koreanisch geschauspielert, sowas sieht man in Europa nicht.

Und danach...ja...natuerlich...Autogrammstunde. Ich finde das an sich schon wieder so typisch fuer das Land, dass es hier offensichtlich selbstverstaendlich ist, dass die Schauspieler sich nach der Show den Fans stellen, die ja schliesslich bezahlt haben, und das gilt dann hier wohl eben nicht nur fuer die Show. Jedenfalls habe ich jetzt im Programm die Unterschriften des Cast von gestern und ein paar Worte gewechselt: Das laesst einen irgendwie gleich ganz anders rausgehen.

Ja, und dann war ich mal wieder kurz vorm Heulen, weil Seoul so geil ist. Man kann es halt nicht anders sagen. Bin wieder meinen Lieblingsweg entlang gelaufen, vom Theater zurueck zu den HanSuites. Diese kleine einspurige Einbahnstrasse am Doksu-Palast...Vorbei an der ersten modernen Schule Koreas, dem Kunstmuseum der Stadt Seoul in der ehemaligen belgischen (?!) Botschaft, alles angestrahlt, die Baeume gruen, die Palastmauer......haaach. Und dann steht man auf dem City-Hall-Plaza....Links die Statue von Admiral Yi und die Gwanghwamun-Allee, rechts das Suedtor....irgendwo in den Bergen leuchtet dann das blaue Dach des Praesidentenpalastes Chong Wa Dae, um einen herum die leuchtenden Hochhaeuser. Und dann laeuft man weiter in Richtung Admiral Yi und dann ist da der Cheonggyechon, wo gerade eine dauerhafte Plastik von Claes Oldenburg installiert wird und dann laeuft man am Cheonggye entlang, alles schoen beleuchtet, die Hochhauser wirken noch hoeher und dann...

steht man am BERLIN PLAZA. Ja, ich hatte ich davon in einer koreanischen Zeitung gelesen, aber das....Oh man...Der vielgelobte Berlin Plaza hier am Cheonggye ist genau so gross, wie Berlin es verdient. Genau genommen besteht er aus 2 Baenken, 3 Baeumen, einer Laterne, drei doch recht grossen Stuecken Berliner Mauer und einem Berliner Baeren (Diese Barenskulptur..ihr wisst schon ^^). Hatte leider keinen Fotoapparat dabei, aber das muesst ihr euch angucken. Das lustige ist naemlich, dass der nicht mal wirklich geplant ist. Das ist einfach auf dem Pflaster, das aufgrund eines Hochhauses ein wenig breiter ist, ein paar Dinge zusammengestellt, Berlin Plaza drangeschrieben. Herrlich.

Also, jetzt stuerze ich mich mal ins Leben und zu Patrick. Hauta rein ^^