Gomdori@Seoul

Oh ja, heute war wieder einer dieser koreanischen Momente. Also ich war heute ein bissel komisch drauf. Schlecht geschlafen, trotzdem zu spaet aufgestanden, nix in den Magen, Wetter war zunaechst wolkig und dann gehen einem hier schon so einige Dinge auf die Nerven, zum Beispiel liest man die ganze Zeit 문화시민 좌통행 (Kulturbuerger pflegen Linksverkehr) auf der Treppe der U-Bahn und dann haut einem ein Ajosshi nach dem anderen seine Tasche um die Ohren. Naja, andere Laender, andere Ajosshis -.-

Auf jeden Fall ging ich mit einem Grummeln im Magen nach Insadong, der Gallerien- und Antiquitaetenstrasse in Seoul, die sich allerdings auch bis in die Nebenstrassen und einige Gassen erstreckt. Auch hier werden ueberall die Hanok genannten alten Haeuser restauriert. In jedem 2. ist ein Teehaus oder Reiskuchencafe oder sonstiges Restaurant drin. Und ich habe es diesmal echt geschafft, nix auszugeben! Unglaublich.
Dann war ich noch am ersten Postamt in Korea, das fuer uns Koreanisch-III-Absolventen dank Herrn Brochlos' Text kein fremdes Thema mehr ist. Hong Yong-Shik, Putsch und so...Und dann war ich am Jogyesa, dem Haupttempel der bedeutendsten koreanischen buddhistischen Sekte (Sekte im Sinne von Glaubensrichtung...), der...ja ihr koennt es euch denken...gerade in alter Groesser wiederaufgebaut wird. Dann habe ich erst mal eine Kerze und ein paar Raeucherstaebchen gekauft, mit denen ich fuer die von uns gegangenen gebetet habe, kann ja nix schaden, wenn man auf Nummer sicher geht und bei der Konkurrenz um Erloesung bittet.

Dann war ich im Unhyeongung, der Privatresidenz der Yi-Familie, der letzten koreanischen Dynastie. Ist jetzt aber oeffentlich zugaenglich.

Und da sass sie, an der Information. Ajumma, nein ich muss sagen Halmoni (Grossmuetterchen). Wenn einen die eigenen Grosseltern schon mit 20 im Stich lassen, wird man halt adoptiert. Meine 2 Worte Koreanisch setzten sie so in Staunen, dass sie die Tuer aufmachte und mich in ihre Kabine zog. Dann zog sie einen Ginseng-Bonbon aus ihrer Tasche und begann ihre Weisheiten von sich zu geben. Zum Beispiel, dass koreanisches Essen das tollste ueberhaupt ist und der Westen keine Kultur hat. Bei Fast Food stimmte ich ihr zu, erzaehlte ihr aber, dass in Europa nicht alle Leute Fast Food essen, sondern, dass wir echte Gerichte haben, wo mehrere Zutaten reinmuessen und die richtig gekocht werden und so. Da war sie doch recht erstaunt. Auf jeden Fall hatte sie mich trotzdem in ihr Herz geschlossen, kuschelte, was das Zeug hielt, haute mich aber ordentlich, wenn ich zu frech war. Halt wie das eine Ajumma so macht. Bei der spaeteren Auffuehrung gabs dann noch ein paar Koestlichkeiten aus einer ihrer vielen Jackentaschen, weshalb die Dame fuer mich nur noch Wandelndes-Restaurant-Ajumma heisst. Naja, wie auch immer. Nachdem sie mich versuchte zum Christentum zu bekehren und mich anhielt meinen Eltern dankbar zu sein, hatten wir das Klischeekoreanerin-Bingo auch vollendet. Ok, ich mochte sie wirklich, eine herzensgute, echte Koreanerin halt. Zuckerbrot und Peitsche, absolut ehrliche Herzlichkeit und recht selbstbewusst.
Auf jeden Fall lachte sie als ich ihr meine Hundefleischstory erzaehlte. Ich zitiere: Wenn einer in Gamjatang Hund reinmacht, dann kommt der Gast und sagt: Ey Ajumma, bist du bescheuert?
Nach dieser Erklaerung, der sich noch eine Erklaerung anschloss, dass Kartoffel und Hund nicht zusammenpasst, sondern nur Kartoffel und Schwein gut ist, war ich beruhigt, obwohl das Fleisch in der Suppe, die ich gegessen habe, nicht deutlich wie Schwein schmeckte. Rueckblickend kann es das aber schon gewesen sein. Endgueltig ueberzeugt hatte sie mich aber als sie sagte, dass Schwein sehr billig, Hund aber sehr teuer ist und, dass deswegen eine Gamjatang fuer 5000 Won gar keinen Hund enthalten kann. Puh ^^

Dann lud sie mich zu einer Hochzeit ein. Ich dachte schon meiner eigenen, wie das sonst immer ist, wenn ich mit wildfremden Toechtern verheiratet werden soll, aber die Hochzeit, die sie meinte war die Wiederbelebung der Hochzeit von Kaiserin Myongsong (ja, mal wieder Frau Min :D) und Kaiser Kojong, die von Laiendarstellern an historischer Stelle (eben jener Residenz) am 15. April aufgefuehrt wird. 
Also duerft ihr dann am 15. April weiteres von meiner herzensgute Adoptiv-Snackautomat-Ajumma lesen ^^ (Foto ist gemacht und sie war immerhin gute 1,60m gross...grins)