Gomdori@Seoul

Heute gabs lecker Modum-Kimbab zum Fruehstueck. Modum heisst ja bekanntlich alles und das war auch drin. Wuerstchen, Schinken, Bulgogi, Karotte, Salat, Mayonnaise, Rotkohl, Rettich, Pfefferminze, Ei, Gurke und Thunfisch....Hehe...Naja, hoert sich schlimmer an als es is, war lecker. Hat irgendwie geschmeckt wie Doener, nur halt mit Reis.

Dann gings los zur KEB (Korea Exchange Bank), wo ich immer mein Geld wechsel und jetzt weiss ich endlich auch warum...In der Lobby schalmeite mir die Symphonie aus der Neuen Welt von Dvorak entgegen. Geht es noch klischeehafter? Dafuer spielte heute in der Lobby in meinem Apartment Toy Soldier von Eminem als Klavierversion im Midi-Style. Also nur ausgleichende Gerechtigkeit, wie ich finde.
Drin alles schnell, freundlich, zuverlaessig wie immer und ich ging mit einem riiiiiiiesigen Haeufchen lustiger gruener Scheinchen nach Hause, um erstmal mein Apartment zu bezahlen. Als Bryan an der Rezeption mich mit dem Buendel sah und meine Absicht erkannte, fing er an zu laecheln und meinte nur ...One in two pay by Credit Card...-____-<< Auf jeden Fall fing er dann an die Scheinchen durchzuzaehlen und ich war wieder ehrlich.

Danach gings mit der Linie 4 aus Myongdong nach Ichon, wo das neue Nationalmuseum seine Pforten oeffnet...Wer in Koreanisch III war, weiss ja Bescheid und tatsaechlich habe ich das "Uns Stolz verleihende Daedarani-Sutra" und die "Erlaeuterungen zu den rechten Lauten fuer die Unterweisung des Volkes" gesehen...Grins..
Also das Gebaeude war.....koreanisch. Solide, nicht zu extravagant, aber durch Rafinesse beeindruckend...Und durch pure Groesse. Also unter dieses Vordach haette auch Tropical Islands gepasst :D

Auf jeden Fall haben die Leute da maechtig Platz drin und den braucht man auch...Heute war irgendwie Militaertag da. Die halbe koreanische Armee nebst Gattinnen war zum Freibesuch eingeladen, das war ein Aufruhr, insbesondere fuer die Armee von Kleinkindern und Schulkindern und Rentnern, die sonst das Museum bevoelkerte. Aber eigentlich war das Militaer aus anderen Gruenden da, das durften die nur nicht zu offen zeigen.

Es gab naemlich...haltet euch fest, es ist zu klischeehaft...im Sonderausstellungskomplex eine Sonderaustellung, die hiess....가고 싶은 우리 독도 (Unser ersehntes Dokdo bzw. woertlich: Unser Dokdo, wo wir hingehen wollen)...und das Militaer war bestimmt nur deswegen da, um diese Ausstellung vor marodierenden Japanern zu beschuetzen. Jawoll.

(Das waeren jetzt ein paar kleine Kinder mit Museums-Audio-Video-Guide, aber geklaut aus der Hankook Ilbo ^^)

Fangen wir aber zunaechst im Museum selbst an. Die Hauptausstellung geht von der Altsteinzeit (구석기시대) ueber die 원삼국 (Proto-Drei-Reiche) bis 통일신라 (Vereinigtes Shilla) und ist an sich eher knapp gehalten, jedes Reich hat nur wenige Raeume und man bekommt einen schnellen Ueberblick. Und dann kommen in den anderen beide Stockwerken riesige thematische Ausstellungen u.A. zu buddhistischer Kunst, Toepferei, Malerei, Alltag, koeniglichen Dokumenten etc. Und waehrend in der allten
Ausstellung insbesondere Faustkeile und sonstige Steinwerkzeuge nicht gerade Jubelstuerme hervorrufen, merkt man in den thematischen Austellungen dann, warum Korea sich eine Hochkultur nennt.

Da haengt dann einfach mal ein buddhistisches Gemaelde von geschaetzten 60 m2 Groesse von der Wand oder einen guckt ein Steinbuddha von 6m Hoehe an oder man sieht eine 10-stufige Pagode, die frueher im Kyongbok-Palast stand und ueber alle drei Stockwerke des Museums geht...Und dann..oh man...

In einem vollkommen abgedunkelten Raum, war angestrahlt der beruehmte ...Nachdenkliche Buddha....

Ich sass dann einfach erstmal ne Viertelstunde da und guckte. Un.glaub.lich, diese Aura, diese Aura.....Naja. Irgendwie habe ich mir da geschworen, das mein Leben (jetzt nicht im Sinne von Maertyrer ^^) fuer die Koreanistik sein wird...Hust...Mich schuettelts jetzt noch, wenn ich dran denke. Darauf hin habe ich mir erst mal einen gekuehlten Zitronentee mit Reiskuchen gekauft. Grins. Also wenn man an den Reiskuchen denkt, den man in Berlin so bekommt, z.B. bei Samil Sangsa...Das ist hier ne richtige Kunst und ich hatte z.B. einen mit Kokosfuellung. Boah, da haett man sich reinlegen koennen in das Zeug, so lecker war das. Hat allerdings seinen preis. Nen Cocktailglas Zitronentee (der ja allein schon lecker ist) und 2 solche Reiskuegelchen kosten 5000 Won, aber das sind sie wert.
Nach den thematischen Sammlungen kommen dann die Sammlungen, die privat gespendet worden sind und da wirds dann endgueltig unuebersichtlich. Ein griechischer Bronzehelm, den der koreanische Marathongewinner von 1936 gespendet hat, ein bissel Keramik, chinesische Muenzen, japanische Kleider...Dann gehts auch direkt in die Abteilung fuer asiatische Kunst, die mich leider kein bisschen interessierte, obwohl ich sagen muss, dass die Kunst aus Myanmar um einiges huebscher ist als das, was ..ja genau...die Japsen so alleine fabriziert haben, nachdem die koreanischen Kuenstler abgezogen sind :D

Interessant war die Ausstellung zum koreanischen Alphabet, wo dann unterschiedliche Schriftstile und nicht zuletzt auch das wissenschaftliche dargestellt war. Und nicht zuletzt auch die auslaendischen Lobeshymnen auf das Hangul. Naja. Lustig war aber ohne Frage eine komplette Tafel mit allen moeglichen Silbenbildungen durch Hangul. Also wenn wir Koreanisten angeben wollen, koennen wir sagen, dass wir 11.107 Silben auswendig lernen muessen..hehe.

Dann gings ab in den Museumsshop und bissel was eingekauft und jetzt aergere ich mich, dass ich mir die Reproduktion von Kim Hong-do"s Sodang (Dorfschule) nicht geholt habe, das Bild is soooooooo super. Ueberhaupt war es toll, mal die Genre-Malerei der spaeten Choson-Dynastie, insbesondere Kim Hong-Do, Sin Yun-Bok und Kim Duk-Sin, in real zu sehen. Ihr koennt mir sicherlich nachempfinden ^^

(Das is was von Sin Yun-Bok, das ich net uebersetzen kann, im Original heisst es 청금상연)

Dann ging es in die Sonderausstellung zu Dokdo. Es gibt ja eigentlich kein Thema in der koreanischen Gegenwartsgeschichte, das wichtiger ist als....das Kimchi jetzt offiziell zu den 5 gesuendesten Gerichten der Welt gehoert, wie ein amerikanisches Magazin feststellte.....Aber Dokdo ist auch noch ganz wichtig :P Die Ausstellung war, wie sollte es ander sein...ziemlich schwach. Super durchgestylt aber die Argumente werden ja nicht ploetzlich mehr, nur weil man alles mit blauen Waenden ausstattet. Die Karten, die Dokdo als koreanisch ausweisen waren da, die japanischen Texte, die Dokdo als koreanisch ausweisen und dann war da noch ein suesses Modell von Dokdo. Tatsaechlich geht es naemlich nicht um 2 kleine Felsen im Meer, sondern um ein paar Dutzend kleine Felsen und mit ein bisschen Phantasie koennte man Dokdo sogar als bewohnbar durchgehen lassen (also es gibt ja die Station, die ziemlich ausgebaut ist, aber man koennte eben sogar noch 1 oder 2 Haeuser mehr drauf bauen...grins).

Naja, dann gabs noch Postkarten, wo man einen Liebesbrief an Dokdo schreiben durfte...die ausgestellten Karten zeigten aber eher Wuensche fuer einen Sieg Koreas beim Baseball und aehnliche Belanglosigkeiten.

Danach gings nach Hause (7 Stunden im Museum muessen reichen ^^) und ich war so todmuede, dass ich eingeschlafen bin waehrend eines Historiendramas. Dass, das ueberhaupt moeglich ist....Ja und dann um 23 Uhr wieder aufgewacht. Ganz toll -___- Deshalb hock ich jetzt hier rum und schreibe was und werd noch nen Spaziergang machen, damit ich uebrhaupt schlafen kann nachher -.-

Uebrigens, was mir noch einfaellt. Die Polizei hier ist echt lustig. Jeden Abend, wenn ich nach Hause gehe, das gleiche Bild. Ich fuehl mich wie bei "Taeglich gruesst das Murmeltier". Ich bin an der Polizeiwache, drinnen schlafen 2 Polizisten, sonst ist niemand da. Drei Haeuser weiter in der Seitengasse, die ich immer als Abkuerzung nehme, scheucht ein Zuhaelter seine Maedchen vom Wohnhaus rueber ins Motel. Entgegen kommen mir 2 oder mehr betrunkene Ajosshis (Onkel), die hoechstwahrscheinlich auf dem Weg ins Motel sind. Ich liebe dieses Land, wo Prostitution verboten ist und die Polizei ein Terrorregime gegen das Volk fuehrt^^

Was uebrigens echt faszinierend ist, ist die Art, wie man hier mit Wasserspendern umgeht. Habe mich ja 3 Tage lang gewundert, warum an keinem Wasserspender Becher dranhaengen, bis mir heute im Museum aufgefallen ist, dass es Becher gibt, man muss sie nur falten. Richtig gelesen. Es sind kleine Papiertuetchen, die man faltet. Aber Papier reisst doch, wenn es nass wird. Richtig, dachte ich auch, tut es aber nicht. Muss irgendein krebserregender Stoff drin sein, der das verhindert, auf jeden Fall muss ich nen Haufen von den Dingern mit nach Hause nehmen, damit ich Leute verarschen kann, von wegen " Ich kann aus einer Papiertuete trinken".

Morgen gehe ich abends Jjajangmyon futtern mit Eun-Son und davor mal sehen. Eigentlich muesste ich ja mal wieder zum Kyongbok-Palast, schauen, wieviel sie vom Wiederaufbau in den letzten 2 Jahren geschafft haben.

Wetter ist lustig. Ich moechte echt nicht im Winter hier sein, denn den Wind als schneidend zu bezeichnen waere stark untertrieben. Die Temperaturen sind im Moment irrelevant, weil es nur darauf ankommt, ob die Sonne rauskommt, dann kann man nur im Hemd rumlaufen, ansonsten nehm ich immer nen Pullover oder ne leichte Jacke mit.
Aber auf jeden Fall tut mir Seoul gut, auch wenn das hier dank des leckeren Essens auch mit Bewegung mit dem Abnehmen wohl kaum klappen wird. ^^ Ich hab Haut wie ein Babypopo, meine Waden sind fest (meine Fuesse voller Blasen :D) und meine Nase ist frei....Boese Zungen koennten behaupten wegen der aetzenden Gase hier in der Luft, aber ihr wuerdet nicht glauben, wie sauber und schoen die Abendluft hier mitten im Zentrum der asiatischen 11-Millionen-Metropole Seoul ist.

In diesem Sinne, es gruesst euch euer gerade Shinramyon schluerfender Janny ^^