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Gomdori@Seoul

...jetzt mit noch mehr Erdbeermilch



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Montag, 17. April 2006

808 Stufen fuer den Goettertrank

Von jancorea, 02:25

Ja. Nach einem Abendessen und ausfuehrlicher Begutachtung durch die Mutter, die wirklich sehr geloest war und es wohl sehr toll fand, dass ein Auslaender koreanisch spricht, gings dann ins Bett....Leider ueberheizen Koreaner ihre Raeume dramatisch, so dass ich mich nachts verzweifelt ohne Decke an die kalte Aussenwand des Hauses lehnte, um nicht zu vergluehen.
Am naechsten Morgen war ich dann trotzdem ausgeruht und gab mich einem koreanischen Fruehstueck hin, wie es das Klischee nicht besser servieren koennte: Bulgogi, Kimchi, Reis, Seetang, Geduensteter Broccoli mit Chilidip, Suess eingelegter Salat ^^

Frisch gestaerkt gingen wir dann los uns den Soraksan, das laut Umfrage schoenste Gebirge Suedkoreas anzugucken. Das Lieblingsgebirge aller Koreaner ist der Geumgangsan im Norden, womit die hier im Sueden nicht so Recht klarkommen. Also ich meine die Leute vom Soraksan. Jedenfalls wanderten wir recht gemuetlich nicht unbedingt steil bergauf und schon nach wenigen Metern stiessen wir auf einen riesigen Bronzebuddha und wenig spaeter stand da ein kleiner Tempel. Und das Panorama ist wirklich unglaublich schoen. Die Berge sind in der Spitze sehr zerklueftet und felsig, weshalb sie trotz der relativ niedrigen Hoehe von 1700 Metern recht alpin aussehen ^^

(Ich bekomme gerade von Gyong-Hos Mutter einen superleckeren total suessen Kaffee gebracht ^^)

Wir also immer weiter und dann las ich das verhaengnisvolle Schild ..Hundulbawi. Das ist der beruehmte Wackelfelsen, von dessen Existenz ich weiss, seit ich mich fuer Korea interessiere, von dem ich aber nicht wusste, wo er liegt. Und, dass er nur 2.4 Km von da (also wo wir standen ^^) entfernt war. Also machten wir uns auf den Weg und kamen wieder mal an verwitterten Graebern, kleinen Pagoden etc. vorbei, eben so wie es der klischeebehaftete Bergwald vorgibt. Und dann waren wir tatsaechlich an einer kleinen Einsiedelei, wo dieser Felsen ueber dem Abgrund thront und zwar wackelt, aber nicht faellt, egal wieviele Menschen ihn ziehen.

Und dann platzte die Bombe. Gyong-Ho hatte mir die ganze Zeit von der wunderschoenen Sicht vom Ulsanbawi erzaehlt, weil man im Ruecken die Spitzen des Sorak sieht, dazu noch vorne die Sicht auf einen superbekannten anderen Gipfel und ausserdem das gesamte Daegwallyong (also das Gebiet zwischen den Bergen und dem Ostmeer) sehen kann. Und tatsaechlich waren es nur 800 Meter bis dort hin. Sollten mich also diese 800 Meter abhalten? Nein ^^

Wobei die Warnung am Anfang des Weges mich haette warnen sollen...808 Stufen bis zur Spitze, nur mit guter Kondition, bei gutem Wetter etc. Naja, ich habe wohl nur das gute Wetter zaehlen lassen, denn es prallte die Sonne und es waren deutlich ueber 20 Grad trotz des eisigen Windes, der hier herrscht. Jedenfalls war der Weg auch am Anfang noch ziemlich seicht und ich freute mich, weil ich schon ueber 100 Treppen hinter mir hatte und dann gab es keine Treppen mehr. Ueber Steine, Felsen und sonstiges Geruempel kraxelten wir ungesicherte Abhaenge hoch (ich in Nike-Sommerschuhen, die jetzt vollkommen hin sind :D). Hier oben traf man auch nicht mehr die obligatorischen Stoeckelschuh- bzw. Anzug-mit-Krawatte-Wanderer. Und dann wurde es richtig gemein. Der Ulsanbawi ragt empor aus einem normalen Berg und man muss den glatten Felsen irgendwie hoch. Also haben die Koreaner den Spalten und kleinen Vorspruengen entsprechend eine rote Treppe gebaut, an der man hochgehen kann. Vielmehr: Hochkriechen. Diese Stufe ist naemlich an einigen Stellen eher eine Leiter, sodass man auf allen Vieren gehen muss, um hoch zu kommen. Dann gibt es an einer Stelle noch eine Art Treppenhaus durch eine natuerliche Hoehle und eine Stelle, wo der Felsen so steil und vor allem glatt ist, dass nur ein kleines Gelaender angedeutet ist und ein gespanntes Seil einem bedeutet, dass man sich da jetzt hochziehen muss. Jedenfalls kamen wir nach vielen Pausen vollkommen erschoepft (ich korrigiere: ICH war vollkommen erschoepft) oben an und der Blick war tatsaechlich gigantisch, ebenso wie das Selbstbewusstsein, wenn man sich und der Welt gezeigt hat, dass auch ein kleines Dickerchen auf einen Berg steigen kann. Oben erst Mal Beweisfotos geschossen und den besten Pflaumentee meines Lebens genossen. Eiskalt mit Schuss. Der Trank der Goetter.

Zum Ulsanbawi gibt es ja eine suesse Geschichte: Der Gott (irgendeiner halt :D) wollte das schoenste Gebirge der Welt erschaffen und zwar am Berg Geumgang (heutiges Nordkorea) und so lud er alle Berge ein, teilzunehmen. Nur der Berg von Ulsan liess sich Zeit, weil er - auch Koreaner - ja praktisch um die Ecke wohnte. Und weil er schliesslich zu spaet kam, um ins Geumgangsan eingebaut zu werden, beschloss er sich einfach in den Sorak zu setzen, wo er zuvor die Nacht verbracht hatte.